Seit der UN-Behindertenkonvention im Jahr 2009 hat sich die Bildungslandschaft in Deutschland und speziell an der LWL Focus-Schule verändert. Aus einem kleinen Team ist mittlerweile ein umfangreicheres Team von elf LuLn gewachsen, welches eine doppelt so große Schülerschaft wie das des Schulhauses betreut. Unser Ansatz des GLs unterscheidet sich von jenem der Sonderpädagog:innen an allgemeinbildenden Schulen. Wir LuL besuchen an einem Tag mehrere SuS an unterschiedlichen Schulen, die jeweils verschiedene Unterrichtszeiten und -rhythmen haben. Die zentralen Säulen unserer formellen Arbeit - Nachteilsausgleich, Förderplan und Jährliche Überprüfung - werden immer wieder überprüft, angepasst und verfeinert. Unser Leitgedanke dabei ist es, den SuS mit dem Förderschwerpunkt Sehen die erfolgreiche und gleichberechtigte Teilnahme am Unterricht einer allgemeinen Schule zu ermöglichen. Ziel ist es, dass sie selbstbewusst in ihre Zukunft gehen können und sie Barrieren, die ihnen begegnen, selbst durch entsprechende Fähigkeiten überwinden können. Ein zentrales Thema unserer Arbeit ist das Unterrichtsmaterial. SuS mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit benötigen für eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht, an zentralen Prüfungen und Lernstandserhebungen neben ihren Hilfsmitteln geeignete, ggf. adaptierte Materialien. Die jeweiligen Fachlehrkräfte werden bei der sehgeschädigtenspezifischen Gestaltung von Unterricht, Unterrichtsmaterial, Tafelbildern und Klassenarbeiten durch die GL-Lehrkraft angeleitet und beratend unterstützt.
Wie heißt das Zauberwort? INDIVIDUELL.
Die Bedürfnisse unserer SuS sind unterschiedlich und manchmal speziell.
- Hilfsmittelnutzung
- Alltagspraktische Fertigkeiten (APF)
- Arbeitstechniken
- Freizeitverhalten, Kontakte zu außerschulischen Angeboten
- Berufsorientierung
- Orientierung und Mobilität
- Soziale Kompetenzen
Die Erstellung eines passgenauen Nachteilsausgleich verlangt eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und eine ständige Überprüfung.
Neben der Unterstützung und Begleitung in der Regelschule bieten wir ein Peergroup-Angebot zur Freizeitgestaltung, dass positiv von unserer SuS angenommen wird. Rund zehn Mal im Schuljahr, meist an einem Samstag, lernen sich SuS mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit aus verschiedenen GL-Schulen in Workshops kennen, knüpfen Kontakte und entdecken, dass sie mit ihrer Beeinträchtigung nicht allein auf der Welt sind. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, da sich das für sie sowohl im schulischen Rahmen als auch im privaten Umfeld meist nicht so anfühlt. Diese Erkenntnis ist auch für die Eltern oft von großer Bedeutung.
Gemeinsam mit den SuS der Focus-Schule haben sich GL-SuS an verschiedenen Hilfsmitteln erprobt, Kenntnisse vertieft, alltagspraktische Fertigkeiten ausgebaut und sich im Flirten versucht (vgl. Anhang Evaluation). Für die GL-SuS zählten diese Projekttage als reguläre Unterrichtstage, wobei es uns gelungen ist, die Schulleitungen der Regelschulen von diesem Konzept zu überzeugen.
Durch die regelmäßige Teilnahme der GL-LuL an schulischen Aktivitäten unserer Stammschule, Focus-Schule, vertiefen wir unsere Expertise, was für den Förderschwerpunkt, aber auch für die Schulgemeinschaft von Bedeutung ist und letztlich den GL-SuS wieder zugutekommt.
Was wir anderen mitgeben möchten, ist der Umgang mit den besonderen Bedürfnissen von SuS. Sie brauchen Stärkung im Umgang mit dem eigenen „Anderssein“ in Form von Kompensation aber auch Begegnungsräume, um sich im Anderssein individuell, nicht isoliert zu fühlen.